Die Mühle - heute und einst
Unsere Geschichte seit 1995
Der Traum von einer alternativen Lebenskunst verwirklicht sich
1995 sind wir mit 6 Erwachsenen und 5 Kindern und Jugendlichen hierher gezogen. Seitdem hat sich viel verändert. Birgit und Kalla sind geblieben diesen Platz zu hüten.
Viele Menschen sind hier ein- und ausgezogen. Viele sind unsere Freunde geblieben. Zur Zeit beleben wir diesen Ort mit 5 Erwachsenen (zwischen Ende 20 und Ende 60) und einem Kind, am Wochenende kommt oft ein zweites.
So wie das Wasser unentwegt den Bach hinunter fliesst, so scheint dieser Ort ein Inspirationsort zu sein für den neuen Weg, der gegangen werden will. Diese Eigenschaft spiegelt sich im Namen der Mühle wieder:
Neuwagenmühle
Neue-Wege-Mühle
Neues wagen Mühle
neue Mühl' an der Waag (der Furt)
Neues wagten wir
Wir kommen aus der Stadt. Durch unsere Entscheidung unseren Wohn- und Lebensmittelpunkt an diesen Ort zu verlegen und hier zu leben und zu wirken, haben wir die Herausforderung, die uns diese Mühle stellt, freiwillig angenommen: Wir beschreiten neue Wege, wagen Neues und leben und lieben die Mühl' an der Furt.
Wir mahlen nicht mehr Getreide zu Mehl, sondern transformieren mit Hilfe der Kunst altes Bewusstsein in ein Neues.
1998 begannen wir mit Bluesmusik am 1. Mai. Seit 2002 ist die Neuwagenmühle ein Platz für Kunst und Kultur mit jährlich ausgerichteten Veranstaltungsreihen. Wer sich auf die Inhalte der Themenreihen einläßt, wird neue Denkansätze für sich fühlen.
Träume nicht dein Leben - Lebe deine Träume.
Dieser Satz hat uns zusammengebracht. Gemeinsam mit vielen Menschen ist es uns immer wieder gelungen das Leben im Jammertal zum Spielen und zum Lachen zu erwecken. Dieser Ot ist im Laufe der Jahr zu einem Ort des Friedens geworden.
Alt und Jung
Wandernde, Künstlerinnen+ und Nicht-Künstlerinnen+ kommen regelmässig und gerne zur Neuwagenmühle. Die Alten erzählen die alten Geschichten, die Jungen die Neuen.
Hier einige Fotos:
Historisches zur Neuwagenmühle
Eine Wassermühle im Jammertal
Die Neuwagenmühle ist eine Wassermühle aus dem Jahr 1712, die bis 1920 als Getreidemühle und bis 1973 als Gaststätte betrieben wurde. Danach war sie 20 Jahre Sitz eines Unternehmens.
Im Volksmund heisst die Neuwagenmühle "Hennemühl". Dieser Name geht auf den alten Müller Adam Philipp Hehn und seine Frau Justinia Chor zurück.
Ein Schild über dem Hauseingang zeugt davon, dass sie 1803 diese Mühle wieder neu erbauten. Doch weit älter muss sie sein; denn bereits 1712 wird sie zum ersten Mal in einer Chronik erwähnt.
Die Neuwagenmühle war eine Getreidemühle
Das oberschlächtigen Wasserrad hat 3m Durchmesser und ist 0,70m breit. Die Mühle hatte einen Mahlgang.
Wie bei den meisten Wassermühlen wurde das Wasserrad Ende des 19. Jh. überbaut, um es vor der Eiseskälte zu schützen. Der so entstandene Raum wird Eiskeller genannt.
Ca. 1920 wurde das Mahlwerk weitestgehend still gelegt. Es war die Zeit des grossen Mühlensterbens in Deutschland.
Das traditionelle Mühlenschankrecht wurde genutzt. Aus der Getreidemühle wurde die Gastwirtschaft: Zur guten Quell.
Zeiten wandeln sich - die Müllerstochter erzählt
Für unser Kunstprojekt Zeiten-Wandel sammelte Silvia Heinze alte Geschichten rund um die Hennemühl'. Vor allem interviewte sie die letzte Müllerstochter, letzte Gastwirtin und letzte Müllerin der Neuwagenmühle Else Herold, geb. Müller. Diese Interviews sollen einmal Bestandteil einer schönen Dokumentation werden.
Nach Beendigung des Mahlbetriebes in den 1920 Jahren lief das Wasserrad weiter. Jetzt erzeugte es den Strom. Eine Stromleitung wurde nie gelegt. Das Wasserrad lief bis in die 1970er Jahre hinein und produzierte 110V für den gesamten Gaststättenbetrieb, eine Einfachheit, die für uns heute unvorstellbar geworden ist. "So war das Leben hier auf der Mühle", sagte Else Herold immer wieder.
Geschichten aus der Gastwirtschaft
Selbstgemachter Apfelwein, Eier mit Speck, Schmalzbrote und Forellen, alles aus dem eigenen Betrieb, lockten die Besucher an von nah und fern.
Stunden wanderten die Menschen zur Hennemihl hin, nahmen Essen und Trinken zu sich, lachten, sangen, erzählten, spielten Skat und lieferten sich auch mal eine Prügelei.
Gings abends nicht mehr heim, weil die Dunkelheit der Nacht und der gute Wein den Blick zu sehr getrübt und den Gang zu unsicher gemacht hatten, so durfte der Gast auch mal auf der Scheune übernachten.
Bis Silvester 1973 wurde die Wirtschaft so betrieben.
Heiratsmarkt von Kördorf
So nennen die Einheimischen ihre Mühle liebevoll, denn so manches Paar fand hier zusammen.
In einer Zeit des aufblühenden Wohlstandes kamen die Menschen von weit her zur Mühle, um hier an einem urigen, romantischen Plätzchen, inmitten der ungetrübten Natur, bei flackernden Glühbirnen des hausgemachten Stroms, Forelle nach Müllerinnenart und Äppelwoi zu sich zu nehmen.
Viele ältere Menschen haben uns hier schon ihre Geschichten und Erlebnisse aus ihrer Jugend erzählt. Die Menschen lieben diesen Ort.
Foto 1: Postkarte von ca. 1910 Foto 2: Schild über dem Hauseingang
Foto 3: Else Herold, Foto: Silvia Heinze Foto 4: Gemälde im Besitz von Else Herold, ca. 1950
Foto 5: Zeichnung aus einem der wunderschönen Gästebücher von Friedrich Kunitzer
Galerie mit Fotos von der Mühle alt und neu